Kontakt
Portrait
Doris Herrmann (* 1933) gehörlos und mit leichter Seheinschränkung ( Usher Syndrom ) geboren, lebt und arbeitet in Reinach/ BL. Schon früh erkennt Ihre Familie, die in ihr schlummernden zeichnerischen und künstlerischen Talente. Sie macht eine Ausbildung zur Schneiderin sowie Handweberin und nimmt Unterricht in Malerei und kreativer Gestaltung an der Kunstgewerbeschule in Basel. Damit wächst sie über Ihre Behinderung hinaus und eröffnet sich neue Räume. Als bildende Künstlerin erlangt sie später öffentliche Anerkennung.
Seit dem Kindesalter faszinieren sie Kängurus, die sie fortan ihr ganzes Leben lang begleiten. Im Selbststudium erwirbt sie fundiertes Wissen über das Leben von Kängurus und veröffentlicht in den siebziger Jahren ihre Forschungen zu deren Verhalten. Als autodidaktische Känguruforscherin bereist sie mehrfach Australien und erlangt durch ihre Forschungsarbeit großes Ansehen. 1988 verliert sie durch eine Masernerkrankung ihr Sehvermögen fast vollständig.
1990 beginnt Doris Hermann mit der Arbeit an autobiografischen Büchern, die sie mit Co-Autoren schreibt. Zwischen 1995 und 2009 schreibt und veröffentlicht sie vier Bücher. 2010 wurde ihr viertes Buch „Känguruherz“ ins Englische übersetzt und 2013 an der Gehörlosenuniversität Gallaudet in Washington D.C veröffentlicht. Weitere Publikationen folgten.
Foto: Jay Altenbach
Nachruf auf Doris Herrmann * 1933 / ✝ 2023
Sie hat geforscht, geschrieben, gemalt – doch sie hat nichts gesehen oder gehört. Nun ist die bekannte Känguruforscherin Doris Herrmann verstorben. 1933 geboren, lebte die gehörlose Künstlerin, die zudem mit einer zunehmenden Sehbehinderung konfrontiert war, in Reinach bei Basel. Usher-Syndrom nennt sich die angeborene Beeinträchtigung, mit der Doris Herrmann von der Aussenwelt abgekapselt hätte sein können. Sie aber ging trotz ihrer Krankheit in die Welt hinaus, wagte Neues und war ihr Leben lang künstlerisch tätig. Schon seit ihrer Kindheit interessierte sie sich für Kängurus und sie reiste mehrfach nach Australien, um über ihre Lieblingstiere zu forschen. Mit ihren Arbeiten über die Tiere machte sich Doris Herrmann international einen Namen, so auch mit Titeln wie «Geboren im Zeichen des Kängurus» (1998), «Mein Leben mit den Kängurus» (2002), «Wie die Kängurus halfen, den Eisernen Vorhang zu überwinden» (2004) oder «Känguruherz» (2009). Im Zentrum dieser erweiterten Autobiografie steht die Liebe der Künstlerin zu den Kängurus und die Faszination, die diese Zeit ihres Lebens auf sie ausübten. Mit ihrem Schreiben gewährt sie Einblicke in ihre persönlichen Empfindungen und ihre besondere Art der Wahrnehmung. Zudem schildert sie immer wieder ihre Traumwelten. Im Jahr 2018 erschien «Plumpi forever!», eine «cartoonistische Liebeserklärung an einen besonderen Vater». Plumpi ist das Alter Ego von Siegbert Herrmann, Doris Herrmanns verstorbenem Vater. Zusammen mit Nicole Dreyfus schrieb Doris Herrmann zudem das Buch «Mosches Reise» (2020). Neben ihrer vielseitigen Arbeit als Autorin und Forscherin wirkte sie als Künstlerin. Ihre Bücher illustrierte sie selbst und stellte ihre textilen Werke über das Geschehen in der Natur aus. Ihr Werk ist so beachtlich wie ihre Art, ihr langes Leben zu meistern.
© Valerie Wendenburg
Agenda
01.07.2019 bis 10.08.2019
KUNST besser sehen | SichtArt Optik | Arlesheim | Schweiz
Doris Herrmann
SichtArt präsentiert: Die bunte Perlenwelt von Doris Herrmann. Die taktilen Werke von Doris Herrmann sind eindrucksvoll und plastisch sehr komplex. Zur Fertigung verwendet sie Sperrholz, zieht ausgefallene Knöpfe und bunte Perlen auf Draht, die sie kunstvoll aufspannt. Damit kreiert die Künstlerin Empfindungsbilder ganz neuer Art, mit heiteren Titeln, die zum Träumen einladen. Um diese Künstlerin zu BE-GREIFFEN besuchen sie SichtArt. Aurelia Saladin-Doppmann und Ihr Team freuen sich auf zahlreiche Besucher.
Öffnungszeiten
Dienstag - Freitag 08:30 - 12:00 | 13:30 - 18:30
Samstag 09:00 - 16:00
11.05.2019 bis 11.05.2019
Ökolampad, Basel , Schweiz
DEAFMESSE
Doris Herrmann
Eine Messe für Gehörlose, Schwerhörige und Hörende. Die Deafmesse ist eine Leistungsschau und eine Verkaufsplattform. Bei dieser Messe präsentieren sich gehörlose Unternehmer und Künstler, aber auch Organisationen, die sich für Gehörlose einsetzten. Dabei zeigt es sich, dass Gehörlose in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv sein können. Von Buchhaltung bis zum Verlag, vom Comicszeichner bis zum Weinbauer, von Schönheitspflege bis zu Reiseanbieter, von der Elternvereinigung bis zum Sportverband und von Beratung bis zu Mode können sie die unterschiedlichsten Angebote kennenlernen. Rund 40 Aussteller warten auf Sie. Die meisten Ständen werden von Gebärdensprachlern bedient. Die meisten Dienstleistungen sind jedoch auch für Hörende geeignet. Warum nicht ein Projekt mit einem gehörlosen Selbständigen realisieren? Lassen Sie sich von der hohen Qualität des vielseitigen Angebots überraschen.
Veranstaltungsort
Ökolampad
Allschwilerplatz 22
4055 Basel
Schweiz
Öffnungszeiten
Samstag 11:00 - 18:00
05.06.2018 bis 20.07.2018
WBZ, Reinach , Schweiz
PERLENBILDER
05.06.2018 18:00 bis 20:00
Vernissage , mit Kathy Zarnegin.
08.06.2018 15:30 bis 16:30
Vortrag , über Doris Herrmann im Restaurant Albatros (Hölloch)
Doris Herrmann
Im WBZ Reinach zeigt Doris Herrmann heitere Perlenbilder. Es sind eindrucksvolle, noch nie gesehene Werke, plastisch komplex, tiefsinnig und mit bezaubernden Titeln, die zum Träumen einladen. Am 21.06.2018 erscheint das Cartoon Büchlein "PLUMPI FOREVER" als Liebeserklärung an einen besonderen Vater.
Veranstaltungsort
WBZ
Aumattstrasse 71
4153 Reinach
Schweiz
Öffnungszeiten
Montag - Donnerstag 07:30 - 12:00 | 13:00 - 17:00
Freitag 07:30 - 12:00 | 13:00 - 16:00
2017
Galerie ZeitKunst | 76534 Baden-Baden | Deutschland
Doris Herrmann
2012
Heimatmuseum | 4153 Reinach | Schweiz
Doris Herrmann
1998
WBZ | 4153 Reinach | Schweiz
Doris Herrmann
1992
SGBK | 4125 Riehen | Schweiz
Doris Herrmann
1991
WBZ | 4153 Reinach | Schweiz
Doris Herrmann
1988
SGBK | Kaserne | 4057 Basel | Schweiz
Doris Herrmann
1984
Elternhaus | 4125 Riehen | Schweiz
Doris Herrmann
1983
SGBK | Kunsthalle | 4051 Basel | Schweiz
Doris Herrmann
1981
SGBK | Kunsthaus | 4102 Binningen | Schweiz
Doris Herrmann
1980
SGBK | Kunsthaus | 2502 Biel | Schweiz
Doris Herrmann
1978
Schweizerischer Gehörloser Künstler | Lugano | Schweiz
Doris Herrmann
1976
SGBK | Aargauer Kunsthaus | 5001 Aarau | Schweiz
Doris Herrmann
1973
Galerie Max Löw | 4052 Basel | Schweiz
Doris Herrmann
Auszeichnungen
2019 - Ehrung in der Gemeinde in Reinach für das Buch PLUMPI FOREVER
2015 - Prix VISIO der Schweiz. Gehörlosenbund SGB-FSS in Schaffhausen für meine Leistungen als Känguruforscherin, Künstlerin und Autorin, dotiert mit CHF 500.-
2013 - Ehrung in der Gemeinde in Reinach für ihre Verdienste in der Känguruforschung und als Bildende Künstlerin
1986 - Anerkennungspreis für künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten einer Basler Stiftung, dotiert mit Fr. 10.000.-
1964 - 3. Preis im Kunstkredit-Wettbewerb vom Kanton Basel-Stadt
Geschenkideen
ICH SCHWEBE
Perlensculptur auf bemalten Holz
Unikat: 15x10cm
inkl. Versandkosten CHF 95.-
KINDERGARTENGRUPPE
Perlensculptur auf bemalten Holz
Unikat: 13x15cm
inkl. Versandkosten CHF 120.-
GOTTESANBETERIN
Perlensculptur auf bemalten Holz.
Unikat: 15cm Ø
inkl. Versandkosten 125.-
DIE BRÜCKENBAUERIN
Perlensculptur auf bemalten Holz
Unikat: 10x15cm
inkl. Versandkosten CHF 135.-
DAS LEBEN IST SCHÖN
Perlenskulptur auf bemalten Holz
Unikat 15x20cm
inkl. Versandkosten CHF 165.-
Publikationen
Mosches Reise
Mosche führt ein ganz normales Leben als Rabbiner in Tel Aviv. Bis zum Tag, wo das Bügeleisen seiner Frau aussteigt. Auf dem Weg zum Kaufhaus nimmt er fremde Klänge wahr, die er so noch nie gehört hat. Zusammen mit seinem Sohn Uri folgt er nicht nur dieser Musik, sondern einem ganzen Stamm, dessen Ursprung weit mehr mit Mosche
zu tun hat, als dieser erst glauben wird. Für Mosche beginnt eine abenteuerliche Reise bis ans andere Ende der Welt, die so plötzlich zu seiner ganz eigenen wird.
Direktbestellung am Kunschtplatz mit Widmung.
inkl. Versandkosten CHF 25.-
PLUMPI FOREVER!
Eine cartoonische Liebeserklärung an einen besonderen Vater
PLUMPI FOREVER ist ein gebundenes Buch für Erwachsene, die selbst liebevolle Erinnerungen an ihren Vater haben oder ebenfalls die 50er und 60er als lebhaft in Erinnerung haben.
Bevor es zu dem neuen Buch PLUMPI FOREVER kommen konnte, musste zuerst eine Aufräumaktion im Atelierkeller der Künstlerin gestartet werden. Dabei drängelten sich zauberhafte Cartoons aus alten, vergilbten Skizzenbüchern ans Licht.
PLUMPI - Star dieser Cartoons, die den geliebten Vater von Doris Herrmann darstellen, zeigte sich bei der kurzen Begegnung in eben diesem Atelierkeller mit so einer Heftigkeit, dass er 51 Jahre nach seinem Tod in diesem unterhaltsamen Buch zurück ins Leben fand. Und Sie nun auf gut 200 Seiten in humorvoller Weise die ausserordentlich liebevolle Bildsprache entdecken können, die zwischen Vater und Tochter von 1950 bis 1967 bestand.
Doris Herrmann wünscht viel Vergnügen beim Schauen und Lesen!
inkl. Versandkosten CHF 35.00
Presse
Bewundernswertes Leben
Doris Herrmann ist Autorin, Künstlerin, Känguruforscherin – und sie leidet an einer Hörsehbehinderung. Soeben ist ihr neustes Buch erschienen.
Mehrere Bücher hat Doris Herrmann bis heute geschrieben. Sie stellt regelmässig Kunstwerke aus und kann auf eine Karriere als Känguruforscherin zurückblicken. Ihr Schaffen ist bemerkenswert und gleichzeitig erstaunlich, denn: Die bald 85-Jährige ist seit ihrer Geburt gehörlos und ihr Sehvermögen hat sich im Laufe des Lebens zunehmend verschlechtert. Usher-Syndrom nennt sich die angeborene Hörsehbehinderung. Ihre eigene Stimme nimmt Doris Herrmann einzig über die Vibration in Hals und Brustkorb wahr. Kommunizieren kann mit ihr nur, wer das «Lormen» beherrscht. Bei diesem Hand-Alphabet werden die Buchstaben durch Berührungspunkte und Striche im Handteller dargestellt. Ihr Sehvermögen ist mittlerweile so stark reduziert, dass sie einzig noch Konturen wahrnimmt. Am Computer kann sie dank eines Vergrösserungsprogrammes arbeiten.
«Cartoonistische Liebeserklärung»
Ein Leben abgekapselt von der Aussenwelt, mag man denken. Nicht so bei Doris Herrmann: Im Sommer hat sie ihr achtes Buch, «Plumpi forever!», herausgegeben. Es ist eine «cartoonistische Liebeserklärung an einen besonderen Vater», wie der Untertitel verrät. Plumpi ist das Alter Ego von Siegbert Herrmann, Doris Herrmanns verstorbenem Vater. Der Name Plumpi geht zurück auf ein Jugenderlebnis, als die 16-jährige Doris auf einem Sonntagsspaziergang mit ihren Eltern in ein Restaurant einkehrte. «Neben unserem Tisch standen Glaskäfige mit kleinen, zierlichen Geschöpfen drin», erinnert sie sich. Der Kellner erklärte der Familie, dass es sich um Plumploris handelt, nachtaktive, insektenfressende Halbaffen – dabei machte der Kellner eine ausladende Handbewegung zum Mund, um das Fangen und Verspeisen von Insekten zu demonstrieren. Eine Geste, die von Siegbert Herrmann nachgeahmt wurde, als die Familie im Sommer in ihrem Ferienhaus von Fliegen geplagt wurde. So blitzte bei der jungen Doris der Gedanke auf, ihren Vater in Erinnerung an die Restaurant-Affen Plumpi zu taufen und diese neu geschaffene Figur in Cartoons lebendig zu machen.
Breite Lippen, dicke Augenbrauen
«Plumpis Kopf hat etwas von einem Nilpferd, die Lippen sind breit und über den grossen Augen liegen dicke Augenbrauen, genau wie bei Papa.» Bis zum Tod ihres Vaters 1967 liess Doris Herrmann die Figur am Leben, erst danach erlosch aus Traurigkeit das Interesse, weitere Cartoons zu zeichnen. Erst als im vergangenen Jahr eine Freundin Herrmanns Atelierkeller durchstöberte, kamen die Arbeiten wieder ans Tageslicht. Die Freundin schlug vor, die Cartoons in einem Büchlein zu veröffentlichen: «Es war wie eine Wiederbegegnung mit meinem Vater. Es ist schade, dass er nicht mehr lebt und die Veröffentlichung der Cartoons miterleben darf», so die Künstlerin.
International anerkannte Forschung
Das neuste Buch ist nur die Spitze einer bemerkenswerten Laufbahn, einerseits als Künstlerin, andererseits als Känguruforscherin. Ihre Liebe zu Kängurus hatte sie schon im Kindesalter entwickelt: Wegen ihrer Gehörlosigkeit fühlte sie sich als Kind unter Gleichaltrigen nie ganz zugehörig. Ihre Liebe zu Tieren und insbesondere Kängurus halfen ihr, sich als Person zu entwickeln. «Die Kängurus waren mein Schicksal», so Herrmann. Als ihre Sehkraft noch besser war, reiste sie nach Australien, um Freilandbeobachtung der Kängurus zu betreiben, später veröffentlichte sie etliche wissenschaftliche Arbeiten und wurde sogar von Universitäten anerkannt. Auch heute, in hohem Alter, ist Doris Herrmann noch kein bisschen müde – erst neulich konnten im Wohn- und Bürozentrum für Körperbehinderte (WBZ) ihre eindrucksvollen Perlenbilder bewundert werden. Und sie schreibt bereits an einem weiteren Buch. Worum es da genau geht, will sie der Öffentlichkeit noch nicht offenbaren.
Das Buch «Plumpi forever!» ist in der Buchhandlung Nische in Arlesheim und in Die Buchhandlung in Reinach für Fr. 28.– zu erwerben.
Wochenblatt | Caspar Reimer | 10.10.2018
Plumpi forever
CARTOONBAND Doris Herrmann präsentiert ihr neustes Werk «Plumpi forever!»
Nie vergessen und neu entdeckt.
Nach 50-jährigem Schattendasein in Notizheften kommt die Cartoon-Hommage der gehörlosen Autorin und Künstlerin Doris Herrmann an ihren Vater zu neuen Ehren.
Sein Kopf erinnert an den eines Nilpferds – wenn nicht die kleinen runden Ohren wären, die eher an einen Affen denken lassen. Er hat markante Augenbrauen und lange Wimpern, trägt einen Anzug und wird von einem Hasen mit Stöckelschuhen sowie von einem Känguru begleitet. Die Rede ist von Plumpi, dem neusten Romanheld von der in Riehen aufgewachsenen Autorin, Känguruforscherin und Künstlerin Doris Herrmann. Dieser ist zugleich ihr ältester Held, denn Plumpi ist das Alter Ego von Siegbert Herrmann, der vor 51 Jahren verstorbene Vater der heute 84-jährigen Autorin.
Doris Herrmann gab bereits 1967 ein illustriertes Kinderbuch nach einem Aboriginal-Märchen heraus und verfasste sowohl wissenschaftliche Werke zum Leben der Kängurus als auch Autobiografisches – «Geboren im Zeichen des Känguruhs» (1998) und Känguruherz (2009). Auch ein Krimi findet sich mit «Siegburg, zwei Morde und drei Kängurus» in der Werkliste und neu ein Cartoonband. «Plumpi forever!» heisst die neunte Publikation der vielseitigen Autorin.
Das Buch ist nicht nur eine Sammlung von Zeichnungen, die durch ihre gekonnte Technik und künstlerische Qualität bestechen, sondern auch die Geschichte der tiefen Verbundenheit einer Tochter mit ihrem Vater. Diese hielt verschiedene Stationen seines Lebens fest, Bedeutendes und Alltägliches, Lustiges und Ernstes. Prägende Szenen und solche, die sich für schräge Einfälle und zeichnerische Pointen eignen. Die Tochter zeigt sein Scheitern und seine Erfolge und zugleich ihre eigene Kreativität und Fantasie, gepaart mit einem ausgeprägten Sinn für Komik.
Inspiration in Bettingen
Entstanden ist die «cartoonische Liebeserklärung an einen besonderen Vater», so der Untertitel des Buchs, zwischen 1950 und 1967. Die Inspiration zu Plumpi erhielt die damals 16-jährige Doris Herrmann auf einem Sonntagsspaziergang mit ihren Eltern, der vom Zuhause an der Wenkenstrasse in Riehen nach Bettingen ins Restaurant Brohus führte, zu dem damals ein kleiner Tierpark gehörte. In den Glaskäfigen neben dem Tisch schliefen vier Tiere, den Kopf in den Vorderbeinen verborgen. Der Kellner erklärte, dass es sich um Plumploris, nachtaktive Halbaffen, handle, die sich von Insekten ernährten– und illustrierte die Erklärung mit einer pantomimischen Einlage, in der er vorgab, eine Fliege mit der Hand zu fangen und zu verspeisen. Das gehörlose Mädchen las die Geschichte ein zweites Mal von den Lippen der Mutter ab, dürfte aber die Ernährung der exotischen Tiere auf Anhieb verstanden haben.
Aufgrund von ähnlichen Fliegenfangaktionen ihres Vaters während eines Ferienaufenthalts auf dem Land taufte die Tochter den Vater kurzerhand auf «Plumplore», woraus später «Plumpi» wurde. Sie zeichnete einen Menschenkörper mit einem ausgedachten Tierkopf, der allerdings die ausdrucksvollen Augen und dunklen Augenbrauen des Vaters hatte– Plumpi war geboren. «Die Geschichten sind alle erlebt» sagt Doris Herrmann. Von Plumpis Start ins Familienleben und seinen Qualen als FCB-Fan bis zu seinen Ferien-Erlebnissen mit und ohne Auto. Warum sie ihre Mutter als Häsin zeichnete: «Sie hatte zu viel Angst», sagt die Künstlerin. Dass sie sich selber als Känguru verewigt hat, hat mit der innigen Zuneigung zu tun, die Doris Herrmann bereits als Kind zu diesen Tieren verspürte– weshalb sie sich später autodidaktisch auf diesem Gebiet weiterbildete und mehrere Reisen nach Australien unternahm. Damals war Gehörlosen ein Universitätsstudium verwehrt.
Plumpis Wiedergeburt
Während 17 Jahren illustrierte Doris Herrmann Plumpis Abenteuer– bis ihr Vater, den die Zeichnungen stets amüsierten, 1967 knapp 70-jährig starb. Das war für die Tochter so traurig, dass sie für eine Weile ganz mit dem Zeichnen aufhörte. Nach einem halben Jahrhundert wiederentdeckt wurde Plumpi von Jeannine Lehmann, einer Freundin von Doris Herrmann. Die Texte dazu sind neu– die Künstlerin, die seit dreissig Jahren unter einer zunehmenden starken Sehbehinderung leidet, konnte die Plumpi-Bilder dank starker Vergrösserung wieder betrachten. Doris Herrmann strahlt. «So ist Plumpi wieder lebendig geworden.» Auch für ein grösseres Publikum: Erhältlich ist die Cartoon-Entdeckung in der Riehener Rössli-Buchhandlung.
Riehener Zeitung | Michèle Faller | 13.07.2018
Perlenbilder
Ausstellung von Doris Herrmann im WBZ Reinach
Doris Herrmann (* 1933) gehörlos und mit leichter Seheinschränkung (Usher Syndrom) geboren, lebt und arbeitet in Reinach/BL.
Schon früh erkennt Ihre Familie, ihre zeichnerischen und künstlerischen Talente. Sie macht eine Ausbildung zur Schneiderin sowie Handweberin und nimmt Unterricht in Malerei und kreativer Gestaltung an der Kunstgewerbeschule in Basel. Als bildende Künstlerin erlangt sie öffentliche Anerkennung.
Im Basler Zoo lernt sie Kängurus kennen und ist fortan von diesen Tieren fasziniert. Als autodidaktische Känguruforscherin bereist sie mehrfach Australien und erlangt durch ihre Forschungsarbeit großes Ansehen. Als Wandernde zwischen den Welten wird Australien mehr und mehr zu ihrer seelischen und spirituellen Heimat.
1988 verliert sie durch eine Masernerkrankung ihr Sehvermögen fast vollständig. 1990 beginnt Doris Hermann mit der Arbeit an autobiografischen Büchern, die sie mit Co-Autoren schreibt. 2010 wurde ihr viertes Buch „Känguruherz“ ins Englische übersetzt und 2013 an der Gehörlosenuniversität Gallaudet in Washington D.C veröffentlicht. Weitere Publikationen folgen. In ihrem literarischen Werk finden sich auch ein Kinderbuch, ein Krimi sowie auch phantasievolle Geschichten über eine etwas „andere skurrile“ Schweiz.
Kunschtplatz.ch hat die Künstlerin Doris Herrmann im WBZ besucht. Beim genauen Betrachten der Perlenbilder findet man die Liebe der Künstlerin zum Design und Kunsthandwerk. Es sind eindrucksvolle, noch nie gesehene Werke, plastisch komplex, tiefsinnig und heiter mit bezaubernden Titeln, die zum Träumen einladen. Das faszinierende an Doris Herrmann ist, dass sie trotz ihrer starken Sehbehinderung ihre Bilder immer selber fertigt. Dafür verwendet sie Sperrholz, das Holz lässt sie nach ihren Angaben farbig bemalen und bohrt dann die Löcher selbst, durch die sie die Drähte zieht um dann die Perlen kunstvoll einzuarbeiten. Je ausgefallener die Knöpfe und Perlen, desto phantasievoller die Empfindungsbilder.
Unter dem Titel "Es kräht der Hahn, weil du so schön bist" sind die taktilen Werke dieser vielseitigen und spannenden Künstlerin noch bis 20.07.2018 im WBZ Reinach zu sehen. Es ist erlaubt, die Werke zu berühren.
Redaktion Kunschtplatz | Christine Stangl | 17.06.2018